Zum Weltfrauentag: Sexismus in der Filmbranche – und bei GT
Auch wenn er aufgrund der aktuellen Ereignisse vielleicht in den Hintergrund gerät,
möchten wir uns heute, am internationalen Weltfrauentag, solidarisch zeigen, mit all
den Frauen, die weiterhin Diskriminierung aufgrund ihres Geschlechts erfahren. Wir
rufen euch heute dazu auf, auf die Straße zu gehen, euch zusammenzuschließen
und Seite an Seite für die Rechte von Frauen weltweit einzutreten. Denn erst wenn
diejenigen unter uns, die am stärksten unterdrückt werden, befreit sind, können wir
wirklich von Freiheit und Frieden sprechen.
Diskriminierung im Arbeitskontext ist weiterhin ein strukturelles Problem der
Filmbranche, wie eine Umfrage von citizens for europe aus dem letzten Jahr zu
Vielfalt im Film mit über 6000 teilnehmenden Filmschaffenden zeigt. Dabei ist
Geschlecht mit 60% der am häufigsten genannte Diskriminierungsbezug vor
Lebensalter, rassistischen Zuschreibungen und anderen.
Da wir uns auch im Kollektiv selbstkritisch mit Diskriminierung und v. a. Sexismus am
Set auseinandersetzen wollen, haben wir eine kleine kollektivinterne Umfrage
gestartet.* Denn die citizens for europe-Befragung ergab: „8 von 10 (81 %) der
befragten Cis-Frauen, die eine Angabe dazu gemacht haben (N=2.587), haben
angegeben in den letzten zwei Jahren mehrfach sexuelle Belästigung im
Arbeitskontext erlebt zu haben“.
Bei uns war die Ziffer (auch wenn leider aufgrund der niedrigen Teilnehmer*innenzahl
von 11 Personen nicht wirklich repräsentativ) zum Glück niedriger, jedoch gaben 91
Prozent an, Menschen zu kennen, die Sexismuserfahrungen an Filmsets gemacht
haben. Diese decken sich mit denen, die auch in der Vielfalt im Film-Umfrage
beschrieben wurden (sexualisierte Kommentare/Witze, bedrängt werden, generelles
Nicht-ernst-genommen-Werden als Frau).
Wenn es darum geht, dass sexistische Verhalten zu thematisieren, fühlt sich die
Lage für Frauen in der Filmbranche sowie aus unserem Kollektiv (außerhalb des
GT-Sets) oft aussichtslos an. Die Konsequenzen seien zu gering oder aber die
(männliche) Person, die sich sexistisch Verhalten hat, besetzt eine höhere Position
gegen die frau sich schwer durchsetzen kann. Auf der anderen Seite gab es bei uns
im Kollektiv aber auch Fälle, bei denen den Betroffenen Unterstützung angeboten
wurde. Trotzdem musste diese meist von männlichen Kollegen kommen.
Leider wurde uns auch ein Fall gemeldet, dass eine unserer Komparsinnen am
GT-Clubset von einem anderen Komparsen sexuell belästigt wurde. Wir bedauern
diesen Vorfall zutiefst und möchten – u. a. mit der durchgeführten Umfrage für
Transparenz und Aufklärung sorgen. Wir wollen allen Opfern von Sexismus ein
offenes Ohr bieten und zeigen, dass sie mit ihren Erfahrungen nicht allein sind. Wir
sind froh, dass unsere kleine Befragung trotzdem auch gezeigt hat, dass GT
grundsätzlich einen sichereren Raum bieten konnte, als es Filmsets gewöhnlich tun.
Trotzdem müssen auch wir uns als Kollektiv weiterentwickeln. Wie wir auch innerhalb
unseres Kollektivs weiter gegen Sexismus jeglicher Art vorgehen können, dafür
wurden uns von den Teilnehmenden ein paar Ideen entgegengebracht. Gut ist, dass
wir schon offen über Sexismus sprechen und wir Vertrauenspersonen im Team
haben, an die sich gewendet werden kann. Auch unsere flachen Hierarchien
erleichtern das Thematisieren von Sexismus. Worüber wir noch nachdenken werden,
sind Sensibilisierungsveranstaltungen/Trainings mit verpflichtender Teilnahme zu den
Anfängen und Grenzen von Sexismus. Ein interessanter Punkt war außerdem, dass
es wichtig ist, dass die Produktion alle Mitwirkenden vorstellt, sodass es nicht zu
Situationen kommt, an denen Personen am Set sich (und ihre Fähigkeiten) nicht
kennen und so ggf. weniger wertschätzen.
Wir hoffen ihr verfolgt unsere Posts zu aktuellem Anlass in den nächsten Tagen. Wir
fordern euch gerne dazu auf, auch eure Geschichten zu teilen, denn sie sind wichtig
und müssen gehört werden.
* Die wir ausführlich ab heute in den nächsten Tagen auf Instagram auswerten.